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»Tourist« lässt Herzen höher schlagen

...der Artikel aus dem Westfalenblatt (Espelkamper Zeitung):

»Tourist« lässt Herzen höher schlagen
Von Arndt Hoppe
Espelkamp (WB). Der Heinkel Tourist hat in den 50-ern und 60-ern als Mercedes unter den Motorrollern gegolten. »Das war schon ein dolles Gerät«, sagt Heinz-Dieter Horn und lacht.
Lange hat Horn mit dem Fahrzeug geliebäugelt, aber am Ende war er immer viel zu teuer für ihn. »1965 bekam ich dann das Angebot, ganz günstig einen Lloyd Alexander TS zu kaufen.«, erinnert sich Horn. »Und seit dem bin ich dann Auto gefahren.« Doch die Liebe zum Heinkel überdauerte trotzdem die Jahrzehnte.
Und als der Espelkamper Ende der 80er von einem Feuerwehrkameraden dessen alten Heinkel angeboten bekam, überlegte er nicht lange, sondern schlug sofort zu.
Erst Jahre später gründete Heinz-Dieter Horn zusammen mit Gleichgesinnten die Heinkel-Freunde, deren Vorsitzender er jetzt ist. »Am Umzug zum Stadtgründungs-Jubiläum am 30. Mai 1999 haben wir als Gruppe von mehreren Rollerfahrern teilgenommen«, sagt Horn. Gegründet wurde der Club von fünf Enthusiasten.
Heute ist die Gruppe auf elf Männer angewachsen, die sich mindestens einmal im Monat im Vereinslokal treffen und offen für neue Mitglieder sind. In der Saison ziehen sie regelmäßig gemeinsam los und unternehmen Ausfahrten von bis zu 120 Kilometern. »Wir sind nicht immer alle dabei, aber drei bis fünf sind es eigentlich immer«, sagt Karl-Wilhelm Horstmann. Er infizierte sich mit dem »Heinkel-Virus«, als er zu Hause beim Aufräumen auf den Heinkelroller seines Vaters stieß. »Er hatte 15 oder 20 Jahre dort gestanden, ohne bewegt worden zu sein.
Und ich dachte: Dann versuch doch einfach mal, ob Du ihn noch anschmeißen kannst.« Also schloss der Kraftfahrzeug-Laie eine Autobatterie an, füllte ein wenig Benzin ein und die Maschine sprang tatsächlich an. »Da war es passiert«, sagt Horstmann. »Ich hatte keine Ahnung von Motoren oder Fahrzeugen. Aber dann habe ich den Roller komplett auseinander genommen, wieder zusammengesetzt und flott gemacht.«
Heinkel-Fahrer der ersten Stunde ist dagegen Herbert Seeger. Er ist erst 2004 zusammen mit Ulrich Kleist zu den Espelkampern gestoßen. Beide waren davor schon lange Jahre im Heinkel-Contessa-Club in Vlotho aktiv, und Seeger selbst ist auf dem Roller seit den 50ern kreuz und quer durch Deutschland unterwegs. Er hat unter anderem von 2006 bis 2008 die Bundestreffen der Heinkel-Clubs Deutschland besucht, der heute etwa 4000 Mitglieder zählt. Auch die Espelkamper Heinkel-Freunde sind eine Unterorganisation des Clubs. »Über ihn können unsere Mitglieder noch heute jedes Ersatzteil beziehen«, sagt Heinz-Dieter Horn.
Für Furore sorgte Seeger bei den Treffen mit dem Maskottchen der Espelkamper, einem kleinen Heinkel-Teddy mit Fliegerkappe. »Alle wollten so einen Bären haben« , sagt Seeger. »Ich hätte eine ganze Menge davon verkaufen können.«
Allgemein scheinen die alten »Touristen« erstaunliche Langlebigkeit zu haben. »Noch heute fahren etwa 7000 von ihnen auf deutschen Straßen«, sagt Heinz-Dieter Horn. »Und der Heinkel ist interessanterweise immer noch die nach Vespa die weltweit meist gefahrene Rollermarke, was Fahrzeuge von 150 Kubikzentimeter aufwärts angeht.«
Großes öffentliches Interesse haben die Espelkamper erst kürzlich beim Bahnhofsfest auf ihre historischen Schätze lenken können. Das von Horn und Horstmann organisierte Oldtimer-Treffen war der absolute Höhepunkt des Tages.
»Es waren mehr als 100 Zweiräder und auch Autos am Start«, sagt Horn. »Und bei so viel positiver Resonanz, werden wir wohl beim nächsten Mal wieder dabei sein.«

Der »Tourist«
Der ehemalige Flugzeugbauer produzierte von 1953 bis 1965 den Motorroller Heinkel Tourist mit Viertaktmotor und 175 Kubikzentimetern. Unter anderem war er auch als Postzustellerfahrzeug und Polizeifahrzeug im Einsatz. Insgesamt wurden von den verschiedenen Typen des »Tourist« 170 110 Stück produziert.

30.09.2009

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